Mal ein anderes Buch über Bienen

Jedes Mal, wenn ich in London bin, ist ein absolutes „Muss“ auf dem Programm der Besuch der Buchhandlung „Hatchards“, Londons ältester (und königlicher) Buchhandlung. Dabei nehme ich mir Zeit durch die Regalreihen zu streifen und nach interessanten Büchern Ausschau zu halten. Da es eine kleine Sektion „Imkerei“ gab, bin ich auch diesmal fündig geworden. Ein Buch, das ich ansonsten sicher nicht gefunden hätte: Mark L. Winstons „Bee time“.

Ursprünglich ist der Autor selbst Biologe und Bienenforscher. Von Beginn an macht er klar, dass unsere heutige Biosphäre nicht die wäre, die wir kennen. Wenn sich nicht vor Millionen von Jahren Bienen entwickelt hätten. Denn sie waren erst ein bedeutender Schlüssel, warum zahlreiche Pflanzen überhaupt Blüten entwickelt haben. Dass Honigbienen in Form und Natur seit etwa 30 Millionen Jahren nahezu unverändert sind, lässt einen Menschen doch einen Moment demütig werden. Unsere Geschichte ist ja gerade einmal etwa 2 bis 3 Millionen Jahre alt. Und vor 2 Millionen Jahren sahen wir noch nicht aus wie heute.

Ehrfurcht und Begeisterung für Bienen durchzieht das gesamte Buch. Es ist, wenngleich von einem Wissenschaftler geschrieben und mit zahlreichen wissenschaftlichen Informationen versehen, nicht mit einem der üblichen naturwissenschaftlichen Bücher über Bienen vergleichbar, die es auch auf dem deutschen Markt gibt. Winston hat vielmehr elf kleine Geschichten zusammengestellt, die sich immer um Bienen und ihr Leben drehen. Dabei aber vielfältigste Themen aufgreifen. Man erfährt ausführlich über das Entstehen der sogenannten Killerbienen in den Amerikas. Was sie so gefährlich macht ist ihr genetisches Erbgut: aufgrund der klimatischen Bedingungen in Afrika, ihrer Heimat, schwärmen sie permanent (durchaus Dutzende Male pro Jahr), bauen kleinere Nester, verteidigen ihr Futter energischer und ziehen durchaus rastlos umher. Immer auf der Suche nach neuem Futter. Genau diese Eigenart hat dafür gesorgt, dass die „Killer“-Bienen sich rasend über die beiden amerikanischen Kontinente ausgebreitet haben.

In Winstons Buch lernt man Künstler kennen, die aktiv Bienen in ihre Kunst einbinden. Und man erfährt, wie durch viele kleine Unachtsamkeiten des Menschen Ökosysteme so bedroht werden, dass nicht nur die wilden Schwestern unserer Honigbienen es schwerer haben, sondern zunehmend auch unsere durchaus robusten und generalistischen Honigbienen selbst.

Was das Buch auch so angenehm macht ist Mark Winstons Sinn für Humor. Schmunzelnd weist er darauf hin, dass das sozialste (als fanatischer Dackelbesitzer wäre ich hier anderer Meinung) aller Haus-und Nutztiere des Menschen  von einer Gemeinschaft gepflegt wird, die allgemein nicht für Höflichkeit, Freundlichkeit und soziales Miteinander bekannt sei: Imker.

Alles in allem war es ein großer Genuss, die vielen großen und kleinen Geschichten über Bienen und über verschiedene wissenschaftliche Hintergrund zu diesen Tieren zu lesen. Das Buch hat etwa 250 Seiten; leider gibt es keine deutsche Übersetzung. Aber wer sich im Englischen fit genug fühlt (leichte Sprache!), dem sei dieses schöne Buch sehr empfohlen.